Ergebnisse des Schufa Kredit-Kompass zeichnen unvollständiges Bild

Nach der Pressemitteilung der Schufa hat die Mehrheit, der bei der Schufa gelisteten Personen (97,9%), ihre Ratenkredite in 2018 ordnungsgemäß bedient. Trotz dieser erfreulichen Tatsache, kann an dieser Stelle jedoch keine Entwarnung gegeben werden. Nach wie vor sind 6,93 Mio. Menschen in Deutschland überschuldet, Tendenz steigend! Das sind über 10% der über 18-jährigen. Und dass trotz der aktuell guten konjunkturellen Lage.

Deutlich besser zur Überschuldungssituation in Deutschland passen die ebenfalls von der Schufa herausgegeben Daten zu Zahlungsstörungen. Hier weisen 9,2% der bei der Schufa gelisteten Verbraucher*innen sogenannte Negativmerkmale auf. Allein das Zahlungsverhalten bei Ratenkrediten herauszustellen liefert also ein unvollständiges Bild zur wirtschaftlichen Situation der Deutschen.

Auch der Schufa-Privatverschuldungsindex (PVI) als Maßstab für die Überschuldungsgefahr zeigt, dass für 11 von 16 Bundesländern eine mindestens starke Ausprägung kritischer Anzeichen von Verschuldung besteht.

Ausführliche Mitteilung:

Die kürzlich erschiene Untersuchung attestiert den Deutschen einen verantwortungsbewussten und zuverlässigen Umgang mit Ratenkrediten. 97,9% aller bei der Schufa vermerkten Ratenkredite sind 2018 ordnungsgemäß bedient worden. Dass nur ein sehr geringer Teil Zahlungsprobleme hat, ist erfreulich und jede positive Entwicklung in diesem Bereich zu begrüßen. Dem gegenüber stehen aber nach wie vor 6,93 Mio. Überschuldete, also insgesamt 10,04% der über 18-Jährigen. Eine Zahl, die von der Creditreform im Schuldneratlas herausgegeben wurde und sich ganz gut deckt mit der Quote derer, über die die Schufa Negativmerkmale vorliegen hat (9,2%).

Auch wenn es sich nur um einen kleinen Teil der Verbraucher*innen handelt, die Probleme haben, betrachtet die Fachberatungsstelle die steigende Höhe, Laufzeit und Anzahl der Verbraucherkredite mit Besorgnis. Die Erfahrung hat gezeigt, dass auch ohne eigenes Verschulden schnell aus einer Verschuldung eine Überschuldung wird, wenn z.B. durch einen plötzlichen Rückgang des Einkommens die Kreditraten nicht mehr bedient werden können. Das Potenzial zur Überschuldung steigt also und knüpft damit an die seit 2011 wachsende Zahl überschuldeter Personen an.

Hervorgehoben im Kredit-Kompass wird auch die steigende Anzahl an Kreditkonditionsermittlungen (+7,6 Mio.), die dafür spricht, dass die Kreditaufnahme „wohlüberlegt und nicht leichtfertig“ erfolgt. Einen wesentlichen Beitrag zu dieser Tendenz werden aber die alltäglich gewordenen Vergleichsportale (Finanzcheck, Check24 und smava) liefern. Hinzukommt die Möglichkeit, dass Kreditanfragen abgelehnt und dadurch weitere Anfragen seitens der Verbraucher*innen nötig werden. Unbeantwortet bleibt auch die Frage, ob aus den verschiedenen Kreditkonditionen „wohlüberlegt“ jene gewählt wird, die tatsächlich zur kurz- und mittelfristigen Lebenslage passt.

Insgesamt gibt es einige Aspekte, die durch die Ergebnisse des Schufa Kredit-Kompass untermauert werden. Beispielsweise verbessert sich die Lage der unter 30-jährigen. Laut Kredit-Kompass sinkt hier der Anteil mit negativem Rückzahlungsverhalten und Negativmerkmalen. Auch im Schuldneratlas ist seit einigen Jahren ein Rückgang an überschuldeten Personen unter 30 Jahre zu verzeichnen. Dass hier keine Zunahme an Negativmerkmalen durch die Schufa zu vermelden ist, lässt auf eine Fortsetzung der positiven Entwicklung hoffen.

Auch die am stärksten von Überschuldung betroffene Gruppe der 30-39-jährigen tritt auch im Kredit-Kompass immer wieder hervor, z.B. bei der Anzahl der Kreditkonditionsanfragen, negativem Rückzahlungsverhalten und den Negativmerkmalen. Interessant wäre in diesem Zusammenhang ein Vergleich mit den anderen Altersgruppen unter Berücksichtigung weiter Verbindlichkeiten, wie der Immobilienfinanzierung. Diese besonders wirtschaftsaktive Altersgruppe und trauriger Spitzenreiter bei der Überschuldungsquote geht in Bezug auf das Kreditvolumen und -anzahl in der Untersuchung der Schufa, die sich nur auf Ratenkredite bezieht, neben den 40-59-jährigen unter.

Der regionale Vergleich der Zahlungsstörungen deckt sich wiederum stark mit den Angaben zur Überschuldung des Schuldneratlas. In Bayern und Baden-Württemberg sind die geringsten Zahlungsschwierigkeiten zu vermelden. Schlusslicht sind Berlin und Bremen. Der Schufa-Privatverschuldungsindex (PVI) als Maßstab für die Überschuldungsgefahr zeigt ein ähnliches Nord-Süd sowie Ost-West-Gefälle wie die tatsächliche Überschuldungssituation im Schuldneratlas der Creditreform.

 

Kontakt für Nachfragen:

LIGA-Fachberatungsstelle für Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen und Schuldenprävention

Sebastian Rothe 0361-744 38 121

« Zurück